Frühzeitige DiagnoseRisikoscreening für Typ 2-Diabetes auch bei Älteren wirkungsvoll
Für Mediziner ist es wichtig, zu erkennen, ob jemand in den kommenden Jahren an Diabetes erkranken wird. So lassen sich diverse Spätfolgen der Erkrankung, die sich häufig schleichend entwickelt, einschränken. Eine Clustereinordnung, die man bisher bei Menschen im mittleren Alter verwendet hat, hilft auch bei Älteren.
Für die Medizin ist wichtig zu wissen, ob jemand Typ 2-Diabetes entwickeln wird oder nicht. So können die entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden und die Krankheit so früh wie möglich erkannt werden. Um besser zu erkennen, welche Bevölkerungsgruppen möglicherweise von der Stoffwechselerkrankung bedroht sein könnten, haben Forschende ein Cluster mit sechs Gruppen entwickelt. Je nach Merkmalen werden Menschen in diese Gruppen eingeordnet. Dabei werden beispielsweise das viszerale Fettgewebe, Glukosewerte 30 Minuten, 60 Minuten oder 120 Minuten nach einer Mahlzeit sowie der Nüchternblutzucker erhoben, teilweise auch BMI und Hüftumfang. Eine Kombination der Clustermerkmale soll es ermöglichen, besser zu erkennen, welche Personen eine statistisch erhöhte Prädisposition für Diabetes haben.
Bereits erprobte Risiko-Clustergruppen wurden auf Menschen über 61 Jahren angewendet
Bislang ging man davon aus, dass diese Clustergruppierung vor Allem bei Menschen im mittleren Alter sinnvoll ist. Nun konnten Forschende zeigen, dass auch bei älteren Menschen eine Risikobewertung nach diesem Cluster noch sinnvoll sein könnte. Sie ordneten die Datensätze von 843 Personen im Alter von 61 bis 82 Jahren ohne Typ-2-Diabetes den etablierten sechs Clustergruppen zu. Cluster 2 („sehr niedriges Risiko“) wies das geringste Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die niedrigsten Entzündungswerte auf, während Cluster 5 („hohes Risiko mit insulinresistenter Fettleber“) sowohl die höchsten Entzündungswerte als auch eine hohe Krankheitslast zeigte. Die Häufigkeit der Neuerkrankungen (Inzidenz) für Typ-2-Diabetes war in den Clustern 3, 4, 5 und 6 signifikant erhöht im Vergleich zu Cluster 2.
Große Bedeutung von Entzündungsprozessen für die Entwicklung der Krankheit
Basierend auf 73 Entzündungsmarkern wurde zudem ein Entzündungsindex, die sogenannte inflammatorische Last, abgeleitet. Diese Last war insbesondere in Cluster 5 deutlich erhöht. Das legt nahe, dass der Zusammenhang zwischen Entzündungsprozessen im Körper und der Entwicklung von Diabetes Typ 2 womöglich noch wichtiger ist, als bislang vermutet. "Die Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung einer frühzeitigen Differenzierung von Risikogruppen – auch im höheren Alter", betont Prof. Dr. Christian Herder, stellvertretender Direktor und Leiter der Arbeitsgruppe Inflammation des Instituts für Klinische Diabetologie am Deutschen Diabetes-Zentrum.
Diabetes Typ 2 beginnt schleichend und wird häufig erst diagnostiziert, wenn die Betroffenen bereits längere Zeit erhöhte Blutzuckerwerte hatten. Das wiederrum kann den Körper weiter nachhaltig schädigen und Nervensystem und Gefäße belasten. Werden leicht erhöhte Blutzuckerwerte dagegen sehr früh erkannt, lässt sich noch besser mit einer Veränderung des Lebensstils und Medikamenten gegensteuern.
Links/Studien
Die Studie Phenotype-based clusters, inflammation and cardiometabolic complications in older people before the diagnosis of type 2 diabetes: KORA F4/FF4 cohort study ist online publiziert und kann hier nachgelesen werden.
iz
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Hausarztsprechstunde Diabetes | 15. Februar 2024 | 12:10 Uhr
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