Elektrofahrzeug an der HTW Berlin beim Ladevorgang
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Erneuerbare Energie Wohngebäude mit PV-Batterie-Anlage und E-Auto sind beim Strom zu fast drei Viertel autark

28. April 2025, 16:07 Uhr

Die HTW Berlin hat in einer Studie 730 Haushalte mit Solaranlage und Elektrofahrzeug untersucht. Demnach sind die Haushalte bei vorhandenem Batteriespeicher im Mittel zu 73 Prozent autark beim Stromverbrauch. Statt 6.900 bezogen sie jährlich nur noch durchschnittlich 1.900 Kilowattstunden aus dem öffentlichen Netz.

Durchschnittlich nur noch 27 Prozent des verbrauchten Stroms kommen aus dem öffentlichen Netz, wenn in einem Haushalt eine Solaranlage mit Batteriespeicher und ein E-Auto benutzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfangreiche Studie der Forschungsgruppe Solarspeichersysteme der HTW Berlin mit Unterstützung der Firma Fronius International, bei der Messdaten von 730 Haushalten untersucht wurden.

Dynamisches Überschussladen steigert den Solaranteil im Mittel um 25 Prozentpunkte

Ein weiteres erstaunliches Ergebnis aus Sicht der Forscher: 68 Prozent der analysierten Haushalte laden innerhalb einer Woche mehr als dreimal das Elektrofahrzeug – vornehmlich zur Mittagszeit. Anhand der Daten lasse sich demnach auch der Vorteil einer dynamischen Überschussladung gegenüber einer ungesteuerten Ladung nachweisen. "Im Vergleich zur herkömmlichen Ladung des Elektrofahrzeugs bei Ankunft mit maximaler Leistung lässt sich mit der Funktionalität des dynamischen Überschussladens der Solaranteil im Mittel um 25 Prozentpunkte steigern", sagt Nico Orth von der HTW Berlin. Dabei wird die Ladeleistung von der Wallbox automatisch an den solaren Überschuss angepasst. Der Batteriespeicher steigert den Solaranteil an der Fahrzeugladung hingegen im Mittel nur um 9 Prozentpunkte.

Hinterhof-Szene mit kleinem Hinterhaus, an dem mehrere Solar-Paneele montiert sind, davor Zaun mit Graffitti, düstere Stimmung mit Lichtspot auf Hinterhaus und Paneele 3 min
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In drei von vier Haushalten betrage die Steigerung des Solaranteils durch einen Heimspeicher weniger als 15 Prozentpunkte, da das Elektrofahrzeug vornehmlich tagsüber geladen wird. In Ausnahmefällen sind auch Steigerungen über 30 Prozentpunkte möglich. Welchen Einfluss weitere Faktoren wie das Ladeverhalten, die Ladehäufigkeit oder die Größe der Solaranlage auf die Ergebnisse haben, zeigen die HTW-Forscher in der 53-seitigen Studie.

Wie lässt sich ein hoher Solaranteil erzielen?

Empfehlungen für die Steigerung des Solaranteils liefern die Autoren mit ihrer Analyse gleich mit. Zum Beispiel: Die Ladungen entsprechend dem solaren Angebot planen, das Elektrofahrzeug regelmäßig an die Wallbox anschließen und mit überschüssigem Solarstrom laden sowie die Solaranlage möglichst groß dimensionieren. Eine größere Anlage erhöhe den Solaranteil an der Fahrzeugladung. "Große PV-Anlagen wirken sich daher positiv auf den ökologischen Fußabdruck des Elektrofahrzeugs aus", sagt HTW-Forscher Joseph Bergner.

Mittlere Solaranteile von unterschiedlich elektrifizierten Wohngebäuden
Bildrechte: HTW Berlin

Dass mit dem selbsterzeugten Solarstrom nicht nur der Energiebedarf des Elektroautos gedeckt werden kann, zeigt die Analyse des Autarkiegrads. In vollelektrifizierten Haushalten mit PV-Speichersystem, Elektrofahrzeug und Wärmepumpe lassen sich laut Studie 59 Prozent des jährlichen Strombedarfs über die selbsterzeugte Solarenergie decken. Der Heimspeicher steigere dabei in acht von zehn Fällen den Autarkiegrad um 13 bis 27 Prozentpunkte. Gerade im Winter, wenn die Wärmepumpe arbeitet und die Solarenergie knapp ist, zähle jedoch vor allem jedes Solarmodul, meinen die Forscher.

Links / Studien

(rr, pm)

Szene aus Livestream MDR-Fernsehen 17 min
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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 24. April 2025 | 17:24 Uhr

10 Kommentare

Eddi58 vor 2 Wochen

@Pragmatisch
Jetzt habe ich ein Verständnisproblem. 🤷‍♂️
Sollen alle Mieter:innen Eigentümer werden? 🤔 Wenn eine Mieter:in Eigentümer:in der Wohnung im 9. Stock wird, wird die PV-Anlage auf dem Dach dann automatisch größer?
Warum sollte Wohnraum weniger werden, wenn Mieter:innen Balkonkraftwerke aufhängen oder eine Wallbox an die Hauswand schrauben? (So der Energieversorger die notwendigen Leitungen hat..) 👀

Pragmatisch vor 3 Wochen

Mieter sind entgegen Ihrer Darstellung im gegenständlichen Belang nicht benachteiligt! Sie sind schlicht nicht Eigentümer! Es liegt an den Mietern selbst, sich am Eigentümer zu orientieren.
Wenn Eigentümer zunehmend rechtlich gezwungen werden, solche , sicherlich sinnvollen, Vorhaben zu tolerieren, braucht sich in baldiger Zukunft kein Mieter mehr über wenig vorhandenden Wohnraum und deren Folgen zu beschweren.

MDR-Team vor 3 Wochen

Sie sprechen zurecht an, dass der tatsächliche Autarkiegrad stark vom individuellen Nutzungsverhalten abhängt – insbesondere davon, wie oft das E-Auto zuhause geladen wird. Der im Artikel genannte Wert von „fast drei Viertel“ bezieht sich auf den Stromverbrauch im Haus und basiert auf der Annahme, dass das E-Auto überwiegend mit selbst erzeugtem Strom geladen wird. Diese Modellannahme wird in der zugrundeliegenden Studie benannt, hätte im Artikel aber klarer erläutert werden können.
Haushalte mit zusätzlichen großen Stromverbrauchern wie Wärmepumpen haben einen deutlich höheren Energiebedarf, was sich natürlich auf die Autarkiequote auswirkt – entweder in Richtung größerer PV-Anlagen oder in Form sinkender Eigenversorgungsanteile.
Freundliche Grüße vom MDR WISSEN-Team

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