Fotografie Mirjam Pressler: Eine Frau steckt verspielt die Zunge heraus. 4 min
Die Ausstellung in Erfurt schaut vor allem auf den Menschen Mirjam Pressler. Mehr im Audio. Bildrechte: Andrea Grosz
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Eine dreiteilige Ausstellung in Erfurt zeigt das Leben und Schreiben der beliebten Kinderbuchautorin Mirjam Pressler, die auch über den Erfurter Schatz schrieb. Mareike Wiemann hat die Schau gesehen.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 16.05.2025 14:08Uhr 03:52 min

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Ausstellung Prägende Kinderbuchautorin: Erfurt zeigt das Leben von Mirjam Pressler

16. Mai 2025, 14:17 Uhr

Eine dreiteilige Ausstellung in der Galerie Waidspeicher und der Alten und Neuen Synagoge in Erfurt widmet sich dem Leben und dem Werk von Mirjam Pressler. Mit Büchern wie "Bitterschokolade", "Nathan und seine Kinder" oder "Malka Mai"war sie eine der erfolgreichsten Autorinnen von Kinder- und Jugendbüchern in Deutschland. Einige ihrer Bücher sind aus dem Schulalltag kaum wegzudenken. Die Schau wurde bereits in Frankfurt gezeigt und für Erfurt erweitert – mit einem Kapitel zum Erfurter Schatz.

"Dunkles Gold", der letzte Roman von Mirjam Pressler, erschien 2019 kurz nach ihrem Tod. Das Buch dreht sich um den Erfurter Schatz: Einen jüdischen Goldschatz, der vermutlich während eines Pogroms im Mittelalter vergraben und 1998 bei Bauarbeiten wieder entdeckt wurde. Der Schatz wird mittlerweile im Museum Alte Synagoge ausgestellt – und direkt dort spielt nun auch Mirjam Pressler eine Rolle.

Die Ausstellung und die Exponate knüpfen an diesen Roman an, schildert Maria Stürzebecher, Beauftragte für das jüdische Welterbe in Erfurt. Sie kannte Pressler persönlich und hat die Arbeit an diesem letzten Roman fachlich begleitet: "Ich komme mir wie eine Zeitzeugin vor, denn bei allem, was dort steht, war ich mit dabei. Und das bewegt schon sehr."

Von Frankfurt nach Erfurt

Die Station in der Alten Synagoge wurde von Stürzebecher neu konzipiert. Die anderen Teile der Schau waren bereits im Jüdischen Museum von Frankfurt zu sehen. Dessen Kuratorin Franziska Krah hat gerne zugesagt, als die Bitte aus Erfurt kam, auch hier Mirjam Pressler die große Bühne zu bieten. Die Schriftstellerin sei ein ganz besonderer Mensch gewesen: "Sie hatte eine schwierige Kindheit und ist in armen und sehr lieblosen Verhältnissen aufgewachsen. Nichts deutete darauf hin, dass sie mit 39 Jahren plötzlich als Autorin berühmt wird!"

Zwei Frauen mit langen Haaren posieren leger für ein Foto vor einer Karte von Europa und Asien.
Franziska Krah (rechts) hat die Ausstellung über Mirjam Pressler gern nach Erfurt gebacht, wo Maria Stürzebecher (links) sie erweitert hat. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

So wird in dieser Ausstellung nicht die Literatur auseinandergenommen und analysiert, vielmehr steht die Person Mirjam Pressler im Vordergrund. Eine Frau, die sich von ihren Träumen nicht abbringen lässt: Die 40 Bücher schreibt und 500 übersetzt. Die sich als alleinerziehende Mutter um drei Kinder kümmert. Die sich zeitlebens gegen Antisemitismus einsetzt.

Mirjam Pressler und das Judentum

Pressler war selbst Jüdin. Sie konvertierte als junge Frau und heiratete einen Israeli. Später übersetzte sie das Tagebuch der Anne Frank neu und dokumentierte die Geschichten von Holocaust-Überlebenden. Pressler habe in ihrem Leben verschiedene Glaubensphasen durchlaufen, berichtet Franziska Krah: "Sie war zwischendurch sehr konservativ und hat einen koscheren Haushalt geführt. Später war sie wieder säkularer. Aber immer war für sie die jüdische Kulturgeschichte extrem wichtig und auch ein politisches Anliegen."

Blick in einer Ausstellung: Mehrere Bilder hängen an einer blauen Wand.
Bevor sie schrieb, malte Mirjam Pressler viel. Auch das zeigt die Ausstellung. Bildrechte: Dirk Urban

Presslers Verhältnis zum Judentum wird in der Ausstellung thematisiert, genauso wie ihre Beziehung zu Israel. Als junge Frau zieht sie allein für ein Jahr dorthin. Die Strapazen der Reise schrecken sie nicht ab. "Sie konnte nicht einfach in den Flieger steigen, sondern ist per Schiff gefahren", so Krah.

Ausstellung lädt zum Mitmachen ein

Ein Liebesbrief aus dieser Zeit von Pressler an ihren späteren Mann ist in der Ausstellung zu sehen sowie eine gezeichnete Stadtansicht von Tel Aviv. Daneben hängt eine riesige Weltkarte an der Wand, überschrieben mit der Frage: "In welchem Land würdest du gern ein Jahr leben"? Es gibt diverse solcher Interventionen in der Ausstellung, die zum Nachdenken anregen und zum Mitmachen einladen. Überall liegen Bücher von Pressler mit dem einladenden Vermerk "Lies mich" darauf.

Blick in die Ausstellung: Auf einem simplen Holzaufbau liegen einfarbige Bücher.
Verschiedene Bücher von Pressler liegen in der Ausstellung zum Lesen aus. Bildrechte: Mareike Wiemann

Man wolle Lust machen aufs Lesen, aber auch universelle Fragen aufwerfen, erzählt Kuratorin Krah: "Es gibt einen zentralen Roman von Mirjam Pressler mit dem Titel 'Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen'. Und das verstehe ich auch als ihr Lebensmotto. Denn Mirjam Pressler lag immer daran zu überlegen: Wie kann man das Glück festhalten und gucken, dass man glücklich ist?" So endet diese Ausstellung mit persönlichen kleinen Glücksmomenten, die das Publikum teilen darf – und mit einer großen Schüssel voller Glückskekse, die in sich Zitate der umtriebigen Schriftstellerin verbergen.

Eine Frau hängt Zettel an eine blaue Wand.
In der Ausstellung dürfen die Gäste ihre eigenen Vorstellungen von Glück aufschreiben. Bildrechte: Dirk Urban

Angaben zur Ausstellung

"Mirjam Pressler – Schreiben ist Glück"
Dreiteilige Ausstellung bis zum 15. Januar 2026

Adressen und Öffnungszeiten:

Erfurter Galerie Waidspeicher
Michaelisstraße 10
99084 Erfurt

Alte Synagoge
Waagegasse 8
99084 Erfurt

Neue Synagoge
An der Stadtmünze 4
99084 Erfurt

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, von 10 bis 18 Uhr

Veranstaltungshinweis:
Im Rahmen der Langen Nacht der Museen lesen ab 20:15 Uhr Mirjam Presslers Töchter und Enkeltochter aus den Büchern der Autorin.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. Mai 2025 | 18:30 Uhr

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