Blick auf eine Theaterszene: Projektionen auf einer Art Hausfassade. 4 min
Das Festival Subsorb findet zum zweiten Mal in Hoyerswerda statt. Hören Sie den Beitrag von Eva Gaeding. Bildrechte: Daniel Häfner
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Subsorb heißt das Festival für sorbische Subkultur, das von Freitag bis Sonntag in Hoyerswerda stattfindet. Bei der zweiten Ausgabe wird gerappt, getanzt und performed – und eine sorbische Weltraumagentur gegründet.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 16.05.2025 08:40Uhr 03:59 min

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Festival Subsorb łł Von der Lausitz zu den Sternen – das Festival für sorbische Subkultur

16. Mai 2025, 10:21 Uhr

Auf dem Festival Subsorb łł treffen sich in Hoyerswerda junge Sorbinnen und Sorben zum gemeinsamen Feiern, Kunst-Anschauen und Diskutieren. Sie gehen damit ihren eigenen Weg in der Verbindung von Tradition und Popkultur. Dabei geht es unter anderem um gelebte Zweisprachigkeit. Kurzfilme oder Workshops lassen auch jene in die Kultur der slawischen Minderheit in der Lausitz eintauchen, die die Sprache nicht sprechen. Die Veranstaltung "Serbski Spacelab" greift dabei sogar nach den Sternen.

  • Subsorb, ein zweisprachiges Festival für sorbische Subkultur, geht vom 16. bis 18. Mai 2025 in die zweite Runde.
  • Durch eine Verbindung aus traditioneller Kultur und Popkultur will das Festival Klischees über "die Sorben" brechen und eine neue Identität fördern.
  • Das Projekt "Serbski Spacelab" ruft zudem zur Gründung einer sorbischen Weltraumagentur auf.

Beim Gedanken an sorbische Kultur sind die Assoziationen oft klar: kunstvoll verzierte Ostereier, wunderschöne Trachten. Manchem fällt vielleicht noch das Osterreiten ein, vielleicht sogar ein Autor wie Jurij Brězan.

Sorbische Subkultur in der Lausitz

Doch die sorbische Kultur ist viel reicher. In den letzen Jahren hat sich sogar eine eigene Subkultur entwickelt. Rahel Selnack ist Teil dieser Szene. Sorbische Subkultur bedeutet für sie zunächst einmal "ganz grob gesehen: alles, was nicht folkloristisch ist." Die Studentin der Sorabistik gehört zu den Künstlerinnen und Künstlern der Gruppe Kolektiw Wakuum, deren Name auf ein Vakuum im kulturellen Leben der Sorben anspielt.

In einem kleinen Raum wird vor aufmerksamen Publikum ein Theaterstück aufgeführt.
Die Vogelhochzeit mit einer sorbischen Dragqueen – Interpretation der Performance-Gruppe Kolektiw Wakuum Bildrechte: Kollektiw Wakuum

Queere Vogelhochzeit mit Dragqueen in Hoyerswerda

Die Kultur dieser slawischen Minderheit ist stark von Traditionen geprägt. "Uns haben vor allen Dingen queere Veranstaltungen gefehlt, uns haben sehr bunte Veranstaltungen gefehlt", zählt Selnack auf. Deshalb feierte die Gruppe zuletzt im Rahmen einer Performance eine queere Vogelhochzeit mit einer sorbischen Dragqueen.

"Eigentlich produzieren wir das, was wir uns mit 14, 15 so gewünscht haben, dass es das gäbe", sagt Selnack. Junge Sorbinnen und Sorben möchten weder auf zeitgenössische Ausdrucksformen verzichten noch ihre Wurzeln kappen. Ein Bindeglied ist die sorbische Sprache.

Es ist wichtig, auch sorbische Vorbilder zu sehen und sich selbst verwirklicht zu sehen.

Rahel Selnack Mitorganisatorin von Subsorb

Sechs junge Menschen posieren in einem mit Grafiti gefüllten Treppenhaus für ein Gruppenfoto.
Die Gruppe Kolektiw Wakuum verbindet Performance mit sorbischer Tradition – Rahel Selnack im rotweißen Pulli. Bildrechte: Andreas Batke

"Dadurch, dass wir eine Minderheit und alle bilingual aufgewachsen sind, spielt das natürlich in der Repräsentation der eigenen Identität eine sehr große Rolle", erklärt Selnack: "Da ist es wichtig, auch sorbische Vorbilder zu sehen und sich selbst verwirklicht zu sehen in unterschiedlichen Ebenen."

Sorbische Popkultur trifft auf traditionelle Elemente

Manche rappen auf Sorbisch, produzieren Hip-Hop-Videos oder elektronische Musik. Die Künstlerinnen und Künstler vom Kollektiw Wakuum verschmelzen in ihren Videos, Performances und Aktionen munter Versatzstücke aus der Popkultur mit traditionellen sorbischen Elementen.

Maja Schramm und Hella Stoletzki vom sorbischen Kolektiw Wakuum stehen vor dem Leipziger Hitness Club 7 min
Bildrechte: MDR/Tim Terborg
7 min

Von wegen Ostereier oder Osterreiter – sorbische Kultur geht auch anders! Das Kolektiw Wakuum hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge, sorbische Kreative zu vernetzen und die Diversität sorbischer Kultur zu zeigen.

06:40 min

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Auf dem Festival Subsorb lässt ein Programmpunkt besonders aufhorchen: Die Diskussion "Serbski Spacelab. Von der Lausitz zu den Sternen". Anlass dafür ist das Deutsche Zentrum für Astrophysik, das im Rahmen des Programms zum Strukturwandel in Görlitz und – mit einer Zweigstelle zwischen Bautzen, Hoyerswerda und Kamenz – auch mitten im sorbischen Siedlungsgebiet entstehen soll.

Mit dem Serbski Spacelab in den Weltraum

Sorbisch sei bald also auch die Sprache der Astrophysik und der modernen Raumtechnologie, ist Grit Lemke überzeugt: "Es wird oft behauptet, Sorbisch sei eine Bauernsprache und keine Sprache des 21. Jahrhunderts. Aber das ist natürlich alles kompletter Bullshit."

Die Dokumentarfilmerin hat das Serbski Spacelab mit ins Programm gebracht. Im Laufe der Veranstaltung, die aus einem Vortrag in Sorbisch und einer Diskussionsrunde besteht, soll nichts weniger als die Gründung einer sorbischen Weltraumagentur bekanntgegeben werden. Grit Lemke sieht das Projekt zunächst als eine Art künstlerisches Gedankenspiel.

Eine Frau mittleren Alters mit braunem halblangem Haar und einem Festivalpass um den Hals lehnt lächelnd  in einem Türrahmen.
Grit Lemke hat sich unter anderem in ihren Büchern "Kinder von Hoy" und "Sorbische Filmlandschaften" sowie im Film "Bei uns heißt sie Hanka" mit sorbischer Kultur und Hoyerswerda beschäftigt. Bildrechte: FilmFestival Cottbus

Es geht damit los, das Sorbische anders zu denken, die Lausitz anders zu denken, Zukunft anders zu denken.

Grit Lemke Filmemacherin, Autorin

"Das geht damit los, das Sorbische anders zu denken, die Lausitz anders zu denken, Zukunft anders zu denken", erklärt Lemke. Letztlich wolle man auch einfach ein bisschen herumspinnen. "Das macht ja auch Spaß. Also wir ziehen uns da mit Blaudruck bestückte Raumanzüge an."

Hinter dieser spielerischen Herangehensweise steht ein ernsthaftes Anliegen. So wünscht sich Grit Lemke eine stärkere Aufmerksamkeit für die Belange der Sorbinnen und Sorben.

Eingang zur Kulturfabrik
Das zweite Subsorb-Festival findet vom 16. bis 18. Mai 2025 in der Kulturfabrik Hoyerswerda statt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Sorbische Identität teilen

Die junge Generation, zu der auch Rahel Selnack von Kolektiw Wakuum gehört, möchte ihre sorbische Identität durch Offenheit und gegenseitigen Austausch lebendig halten. Denn Kultur sei etwas, das wachse, wenn man es teile, sagt Selnack. Dafür steht auch das Festival Subsorb.

"Wir möchten auch dieses Narrativ 'die Sorben wollen uns nicht in ihrer Community haben' abbauen. Und offen zeigen, was sorbische Kultur eigentlich noch alles sein kann."

Redaktionelle Bearbeitung: lm

Informationen zum Programm

Subsorb łł – serbska subkultura
Festival vom 16. bis 18. Mai 2025

Eröffnung am Freitag, 16. Mai um 18:30 Uhr mit einer Führung durch die Kulturfabrik
Hier geht es zum Programm des Festivals.

Adresse:
Kulturfabrik Hoyerswerda
Braugasse 1
02977 Hoyerswerda

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. Mai 2025 | 08:40 Uhr

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