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Einschätzung des ExpertenratsAuch Kemfert geht nicht von Erreichen der Klimaziele aus

15. Mai 2025, 19:15 Uhr

Der Expertenrat für Klimafragen geht trotz guter Zahlen nicht davon aus, dass das langfristige Klimaziel bis 2045 erreicht wird. Claudia Kemfert sieht das genauso. Die Politik müsse mehr gegensteuern, forderte die Klimaökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.

Die Klimaökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) teilt die skeptische Einschätzung des Expertenrats für Klimafragen, was die langfristige Einhaltung der Klimaziele angeht. Kemfert sagte MDR AKTUELL, es sei eine gute Nachricht, dass man die Emissionsverminderungen im vergangenen Jahr erreicht habe.

Schwache Wirtschaft braucht weniger Energie

Die Klimaökonomin mahnte jedoch zugleich, man müsse auch schauen, warum das so sei. Kemfert zufolge sei in erster Linie die "nicht so gute" wirtschaftliche Lage zu nennen, weswegen es eine geringere Energienachfrage gebe. Zudem gebe es auch Erfolge beim Ausbau erneuerbarer Energien, während der Anteil der Kohle zurückgehe. Aber es gebe auch "nicht so große Erfolge" im Gebäude- und im Verkehrssektor. "Und deswegen warnt der Expertenrat zurecht, dass wir wahrscheinlich die Klimaziele bis 2030 und 2045 nicht werden erreichen können."

Kemfert sagte, sie teile die Einschätzung des Expertenrats, dass die durch das Umweltbundesamt (UBA) vorgelegten Emissionsdaten "sehr optimistisch" seien. Den UBA-Zahlen zufolge würde das Emissionsbudget für den Zeitraum von 2021 bis 2030 um 81 Megatonnen CO2-Äquivalente unterschritten werden. Was die Entwicklung bis 2030 betrifft, ist die Klimaökonomin skeptisch, dass man das Klimaziel erreichen könne. Aber auch für 2045 wisse man: "Das sieht nicht gut aus."

Kritik an Plänen der Bundesregierung

Kemfert forderte die Politik auf, "gegenzusteuern". Insbesondere im Verkehrssektor und im Gebäudesektor seien die Ambitionen nicht hoch. In dem Zusammenhang kritisierte die Klimaökonomin die im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung geplante Abschaffung des Heizungsgesetzes. Auch im Verkehrssektor würden die angekündigten Maßnahmen nicht so wirken, dass die Emissionen in den nächsten fünf bis zehn Jahren runtergehen. Im Gegenteil, die Tendenz sei eher steigend.

Kemfert zufolge brauche es einen "Umstieg auf Elektromobilität". Leider sei hier die Stimmung im Land schlecht. Mit dem niedrigen Ölpreis werde ein Wechsel nicht funktionieren. Auch der CO2-Preis werde da nicht ausreichen. "Das heißt, hier ist der Expertenrat zurecht der Ansicht, dass wir aller Voraussicht nach, die Klimaziele nicht werden erreichen können."

MDR (dni)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Mai 2025 | 16:34 Uhr

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