Eine Frau mit Kopf in Augendiagnose-Gerät
In der mobilen Augenarztpraxis sind Diagnosen möglich, ohne dass ein Augenarzt direkt dabei ist. Bildrechte: MDR

Fachkräftemangel Mobile Augenarztpraxis soll Versorgung in Südwestsachsen verbessern

24. Mai 2025, 08:00 Uhr

Wer in Sachsen einen Termin beim Augenarzt benötigt, braucht einen langen Atem. Denn es fehlen Fachärzte. Das ist vor allem im Vogtland und im Erzgebirge ein Problem. Viele Augenmediziner nehmen keine neuen Patienten mehr an, Bestandskunden müssen lange auf einen Termin warten. Eine mobile Augenarztpraxis soll die Situation zumindest etwas entspannen.

Ein schmuckloser Container steht seit Mitte Mai in Reichenbach im Vogtland. Es ist eine mobile Untersuchungs- und Behandlungseinheit, kurz MUBE, die mit modernster Technik ausgestattet ist. "Es gab in den letzten Jahren in der Augenheilkunde quasi ein Quantensprung in der Medizintechnik, dass alles auf Bilder gebannt werden kann. Dann gegen 2020 gab es eine zertifizierte, in Deutschland gehostete Cloud. Damit war das überhaupt erst möglich, dass man solche Sachen denken kann," erklärt die Augenärztin Bärbel Parulewski.

eine mobile Praxis 3 min
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Idee hatte Reichenbacher Augenärztin

Von Bärbel Parulewski kam auch die Idee für die mobile Klinik. Sie arbeitet seit 30 Jahren als Augenärztin in Reichenbach im Vogtland und erlebt die prekäre Versorgungslage täglich. "Wir nehmen nur noch selten Patienten. Allein weil wir das nicht mehr schaffen. Und es stellt sich dar, dass wir jeden Tag ganz viele Anfragen haben und ganz viele Patienten nicht annehmen können."

Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS) griff die Idee auf und realisierte sie unter Beteiligung von vier Kliniken und zwei Arztpraxen. 90 Prozent der Kosten von rund 1,3 Millionen Euro übernahm das sächsische Sozialministerium.

Frau neben eine Computerbildschirm mit Bild der Netzhaut
Die Augenärztin aus Reichenbach im Vogtland hatte die Idee mit den mobilen Praxen. Bildrechte: MDR

Diagnose möglich, ohne das Augenarzt dabei ist

Die MUBE ist mit neuer Technik ausgestattet und ermöglicht Augenuntersuchungen, ohne dass ein Augenarzt direkt dabei sei, erklärt KVS-Ressortleiterin Carmen Baumgart. In Tests habe das bereits gut funktioniert. "Wir haben gut qualifiziertes Personal. Es werden alle diagnostischen Untersuchungen durchgeführt, die Bilder ad hoc zu einem Augenarzt, der per Video zugeschaltet ist, übertragen."

Raum mit Diagnosegerät für Augenarzt
Momentan gibt es in ganz Sachsen 188 Augenärzte. Die praktizieren vor allem in den großen Städten. Im ländlichen Raum dagegen sind viele Praxen unbesetzt. Bildrechte: MDR

Container wechselt alle vier Wochen den Standort

In der Region Südwestsachsen, wo die Versorgungssituation besonders angespannt ist, wechselt die MUBE alle vier Wochen den Standort. Aktuell und bis nach Pfingsten steht der Container in Auerbach. Danach sind Einsätze in Schwarzenberg und Markneukirchen geplant. Spezialisiert ist die MUBE auf Routineuntersuchungen, sagt Augenärztin Bärbel Parulewski. "Zum Beispiel Diabetiker, die alle ein bis zwei Jahre ihre Routineuntersuchung der Augen benötigen. Patienten mit normalen Alterserscheinungen wie dem Grauen Star. Patienten, die ein sehr gut eingestelltes Glaukom haben und durch den Wegfall vieler Augenärzte inzwischen keinen Augenarzt mehr haben."

Brisante Fälle werden direkt an die verbundenen Kliniken oder Praxen überwiesen.

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