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Windpark-Betreiber klagenSo wenig Wind wie seit 50 Jahren nicht mehr

15. Mai 2025, 16:22 Uhr

Der bisherige Rekord-Frühling hatte konkrete Auswirkungen auf die Windparks. Die Betreiber von Windenergie-Anlagen registrierten so wenig Wind wie seit 50 Jahren nicht mehr. Doch welche Auswirkungen haben solche Flauten auf den Energiemarkt?

Flaute! Das Jahr hat so windstill begonnen wie kein Jahr seit mehr als 50 Jahren. Frank Kaspar vom Deutschen Wetterdienst liest das aus einer Grafik mit dem Titel "Zeitreihe der gemittelten Windgeschwindigkeit in 100 Meter Höhe im ersten Quartal in Deutschland" ab.

Der Meteorologe erklärt: "Wir sehen über ganz Deutschland hinweg, dass das erste Quartal 2025 sehr windarm war. Es ist regional unterschiedlich ausgeprägt, denn man sieht hier schon, dass gerade auch Sachsen und Thüringen sehr stark von dieser Windarmut betroffen waren." Ursache sei eine Reihe von Hochdruckgebieten gewesen, die neben wenig Wind eben auch für wenig Regen und viel Sonnenschein gesorgt hätten.

Wind-Ertrag um ein Drittel eingebrochen

Das merken unmittelbar diejenigen, die erneuerbare Energien erzeugen. Die Mibrag zum Beispiel. Das Unternehmen im Mitteldeutschen Revier baut Braunkohle ab. Wegen des Kohleausstiegs setzt es aber mehr und mehr auf erneuerbare Energien. Die Mibrag betreibt seit 2020 einen relativ kleinen Windpark mit einer Leistung von rund 7 Megawatt, erklärt Unternehmenssprecher Sebastian Exner: "Uns betrifft das in der Form, dass der Ertrag im Vergleich zum Vorjahresquartal um zirka 35 Prozent zurückgegangen ist." Gleichzeitig habe die Mibrag im ersten Quartal rund 20 Prozent mehr Kohle verkauft als geplant.

Doch schrecken solche Flauten auf dem Weg in eine Zukunft ohne Kohle ab? Mibrag-Sprecher Exner beantwortet die Frage mit einem klaren "Nein". Man müsse sehen, dass sich das in der Regel im mehrjährigen Mittel ausgleiche. Ein Windpark werde ja auf mindestens 20 Jahre geplant. Auch müsse man sehen, dass sich die Technologie entwickelt habe, betont Exner: "Die Nabenhöhen der heutigen modernen Windenergieanlagen sind deutlich höher. Die modernen Anlagen für unsere drei neuen Windparks, die in den nächsten Jahren in Betrieb gehen sollen, haben eine Nabenhöhe von rund 170 Metern. Und je höher man kommt, desto stärker die Windkraft."

Höhere Strompreise im Winter

Tobias Federico ist Chefanalyst bei Montel, einem Anbieter von Energie- und Strommarktinformationen. Federico hat dabei die Großhandelsmärkte für Strom in ganz Europa im Blick. Die Windstille im ersten Quartal habe sich deutlich ausgewirkt, denn Windenergie sei eines der Rückgrate der Stromproduktion, sagt der Chefanalyst: "Wir haben bei einer deutlich geringeren Produktion natürlich einen signifikat geringeren Anteil an der Windenergie-Einspeisung." Ab und an könne das durch die Solar-Einspeisung kompensiert werden. Aber nicht in den Wintermonaten, was im ersten Quartal zu höheren Strompreisen geführt habe.

Federico zufolge hat man in den windreichen Stunden am Abend üblicherweise niedrigere Preise. Das sei dieses Jahr aber nicht der Fall gewesen. "Wir haben tatsächlich schon gemerkt, dass die typische Abendpreisspitze hochgegangen ist an den Großhandelsmärkten, dass sie so vom Tagesmittelwert von 8 Cent pro Kilowattstunde am Abend auf 20 bis 30 Cent pro Kilowattstunde hochgegangen ist." 

Stromspeicher gegen Preisspitzen benötigt

Eine Lösung gegen solche Preisspitzen wären Stromspeicher, sagt Federico: "Mit mehr Batteriespeichersystemen wird sich das gesamte Stromsystem etwas glätten und wir haben einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien."

Wobei es neben den Preisen auch um die Versorgungssicherheit geht. Um sicher zu gehen, dass die Lichter nicht ausgehen, wenn im Winter der Wind nicht weht, sollen in Deutschland neue Gaskraftwerke gebaut werden. Das sieht der Koalitionsvertrag vor. Die Mibrag würde nach eigenen Angaben neben neuen Windrädern und Sonnenstromanlagen gern eines davon bauen.

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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Mai 2025 | 06:12 Uhr

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